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Jeder regelmäßige Nutzer von Google Analytics wird bemerkt haben, dass seit etwas mehr als einem Monat oben auf der Bildschirmseite der Plattform ein Hinweis erscheint, der die Nutzer einlädt, zu Google Analytics 4 (kurz GA4) zu migrieren, da ab dem 1. Juli 2023 (Oktober für GA360) Google Analytics Universal (GAU) die Datensammlung einstellen wird. Google Analytics 4 hat seine Wurzeln in Firebase Analytics, dem Trackingsystem einer vor 8 Jahren von Google erworbenen Plattform, die Googles beste Lösung für die Entwicklung von Apps geworden ist. Im Laufe seiner Entwicklung hat GA4 verschiedene Namen gehabt, manche kennen es vielleicht noch Google App + Web, aber das Herzstück bleibt das Trackingmodell von Firebase. Das Update zu GA4 entsteht aus den Veränderungen bei der Nutzung der Inhalte in den letzten 20 Jahren: Vom Internet 1.0 mit statischen Inhalten (für die der Pageview auf das effektive Laden der Seite hindeutete und das Konzept der Session die wirkliche Navigation der Nutzerin sehr gut wiedergab) zum Internet 2.0 (mit dynamischen Inhalten und Single Page Application bei denen Pageview und Sessions begannen, an Bedeutung zu verlieren), um schließlich beim Web 3.0 anzukommen, bei dem die Flüssigkeit der Navigation zwischen verschiedenen Geräten und die symbiotische Interaktion von Apps und Websites die Session, so wie wir sie verstehen, aus den Angeln gehoben hat. GA4 hat sich also das Ziel gesetzt, die Navigation von Web und Apps gemäß der Dynamiken des Internets 3.0 zu messen.

Das Measurement Protocol v2

Zur Analyse der Unterschiede zwischen Google Analytics Universal (kurz GAU) und GA4 muss man beim Measurement Protocol beginnen. Dies ist die Struktur, die beschreibt, wie die Daten an die Google-Server gesendet werden müssen und die von der Version 1 von GAU zur Version 2 für GA4 übergeht. Jede analytische Interaktion wird in Form von Hits gesendet. Das Measurement Protocol v1 sieht 5 verschiedene Arten vor:
  • Pageview/Screenview
  • Event
  • E-Commerce
  • Social
  • Timing
Im Measurement Protocol v2 hingegen gibt es nur die Events. Alle in GA4 rückverfolgbaren Interaktionen sind also ein Event, unabhängig von ihrem Inhalt: Ein Click, eine Conversion oder die Visualisierung eines Inhalts werden alle auf die gleiche Art behandelt. Die Events in GA4 können in verschiedene Kategorien zusammengefasst werden:
  • Automatisch gesammelte Events (nach Installierung der analytischen Bibliothek automatisch erfasste Events)
  • Individuelle Events (manuell erfasste Events)
  • Erweiterte Messung der Events (automatisch von der analytischen Bibliothek erfasste Events nach Freischaltung der weiteren Einstellungen)
Dies sind jedoch nicht die einzigen Unterschiede der beiden Measurement Protocols: Die Struktur der alten Events mit Category, Action und Label existiert nicht mehr, statt dessen kann jedes verfolgte Event bis zu 25 Parameter mit beliebigen Namen durchlaufen. Google empfiehlt, kodierte Felder zu verwenden, um das Sammeln der Daten zu vereinfachen und zu potenzieren (z.B. zur automatischen Erkennung von Events und Parametern für E-Commerce). Das neue Trackingmodell nach Events beschreibt durch das Abschwächen des Konzepts der Session einen großen Paradigmenwechsel in der Sammlung und Analyse von Daten: Es gibt keine Sessions mehr, die beim Wechsel einer Kampagne oder Schlag Mitternacht enden oder beginnen, sondern es gibt nur eine einzige. Es verschwinden auch Metriken wie die Konversionsrate. An ihrer Stelle werden die Engaged Sessions eingeführt, die mindestens eine der folgenden Voraussetzungen haben müssen:
  • mindestens zwei Events vom Typ Pageview/Screenview
  • Dauer der Session von mehr als 10 Sekunden
  • Eine Conversion.
Die Session verliert an Bedeutung, an ihrer Stelle gewinnen die einzelnen Interaktionen an Bedeutung und eine dynamischere Sicht der Navigation, die den Wechsel zwischen App und Web immer stärker berücksichtigt.

Warum man GA4 verwenden sollte

GA4 wird folglich das beste Instrument, um die Interaktion der Nutzerinnen zu messen, die auf Apps und im Web surfen. Welche sind also seine Stärken?
  • Es ist für Web und Apps ausgelegt: GA4 ist von seinem Ursprung her so angelegt, dass es Tracking sowohl von Apps als auch von Websites handhaben kann. Wenn man die Namen der Events und der Parameter standardisiert, ist es nämlich möglich, die Interaktionen zu vereinigen, unabhängig davon, welches Gerät und welche Technologie verwendet wird. Die Verstärkung der Nutzererkennung durch User ID und Google Signals macht es außerdem möglich, die Navigation derselben Userin auf App und im Web zusammenzuführen.
  • Es ist vollkommen personalisierbar: Die Stärke von GAU war die Standardisierung des grundlegenden Trackings. Dank der empfohlenen Ereignisse ist GA4 in der Lage, dasselbe zu tun, ermöglicht dabei jedoch gleichzeitig das Tracking aller Events mit den Eigenschaften, die wir benötigen. Die neuen Parameter ermöglichen eine viel stärkere Personalisierung als der alte Aufbau der Events mit den Custom Dimensions an der Seite.
  • Begrenztes Sampling: Die Begrenzungen des Samplings sind stark angehoben worden und beheben so ein großes Limit von GAU free (nicht 360).
  • Native und kostenfreie Integration mit den Instrumenten der Marketing Platform und BigQuery: GA4 free erlaubt es, im Gegensatz zu GAU free, die Audience zu DV360 zu exportieren und die Rohdaten an BigQuery zu senden.
  • Marketingfreundlich: Die verbesserte Verwaltung der Conversions, die die Ziele ersetzen, und die Möglichkeit, von spezifischen Eventsequenzen selbst Conversions zu erstellen, macht GA4 zu einem sehr starken Instrument zur Bildung von spezifischen Audiences und durch die native Interaktion mit Instrumenten der Marketing Platform sind sie leicht zu aktivieren.
Trotzdem hat auch GA4 einige Schwachpunkte, die Google im Laufe der verschiedenen Veröffentlichungen zu beheben versucht:
  • Eingeschränktes Interface: Die Schnittstelle des Reportings erlaubt zurzeit keine komplexen Analysen und erweist sich im Vergleich zu GAU als ausgesprochen schlicht. Um GA4 bestmöglich zu nutzen, muss man über Explorer gehen und Report Custom erstellen oder die Rohdaten auf BigQuery ad hoc durch Query sql verwenden.
  • Nicht vorhandene Funktionalitäten: Obwohl GA4 als Nachfolger von GAU bezeichnet wird, hat es noch verschiedene Mängel und kann deshalb im Moment, in dem dieser Artikel verfasst wird, noch nicht als ausgereift angesehen werden, um GAU zu ersetzen. So fehlen z.B. Möglichkeiten zur Personalisierung der Traffic-Kanäle, die Conversion Rate und die Landing Pages.

Wie auf die Migration vorbereiten

Unter Berücksichtigung der Schwachpunkte von GA4 empfehlen wir jenen, die bereits GAU zur Analyse und Sammlung von Daten verwenden, sich mit der Einstellung eines parallelen Trackings auf die Migration vorzubereiten. Auf diese Weise kann man sich mit einer neuen Art der Datensammlung und -analyse vertraut machen und hat gleichzeitig eine Datenhistorie für den Moment wenn GAU aufgegeben wird. Parallel dazu empfehlen wir, Reports auf Explorer, DataStudio oder anderen Instrumenten zur Data Visualization zu erstellen, um die Mengen und die Unterschiede der beiden Measurement Protocols zu vergleichen.
Artikel aktualisiert am: 09 August 2023
Talent Garden
Geschrieben von
Talent Garden, Digital Skills Academy

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